Koepchenwerk

Ein technologischer Meilenstein. Die Inbetriebnahme des Werks.

Im Jahr 1930 ging das Koepchenwerk mit vier Maschinensätzen und 132 Megawatt Leistung ans Netz. Die Bereitstellung elektrischer Energie zu Spitzenzeiten war kein Hindernis mehr. Die RWE konnte die Wirtschaftlichkeit und Auslastung seiner Kohlekraftwerke spürbar verbessern und feierte die Inbetriebnahme zu Recht als technologischen Meilenstein.

Energie im Fluss. Die Funktionsweise der Anlage.

Der Clou des Koepchenwerks: die Reliefenergie. Darunter versteht man in der Geowissenschaft den Höhenunterschied zwischen den höchsten und niedrigsten Punkt eines Gebiets. Diesen Unterschied machten sich die Ingenieure von RWE zunutze, um in Spitzenzeiten Energie zu gewinnen: Konnten Kohlekraftwerke den Bedarf nicht decken, kam das Koepchenwerk zum Einsatz. Aus einem Speicherbecken, das sich 160 Meter über dem Hengsteysee befand, strömte Wasser auf Turbinen. 

Angetrieben durch das abgelassene Wasser erzeugten diese den fehlenden Strom.

Außerhalb der Spitzenbelastung – also zu Nachtzeiten, an denen mehr als genug Strom im RWE Netz verfügbar war – nutzte man den Überschuss, um das Wasser wieder aus dem See in das höher gelegene Speicherbecken zu pumpen.

1980 – 1994. Die letzten Jahre.

Im Dezember 1980 kam es zu einem beträchtlichen Schaden. Trotz umfangreicher Reparaturmaßnahmen war das Koepchenwerk nur noch bedingt einsatzfähig. Ein Jahr später fasste der Vorstand von RWE den Entschluss, ein neues und moderneres Pumpspeicherwerk zu bauen. Es sollte direkt neben der alten Anlage entstehen. Die Arbeiten begannen im Jahr 1985. Vier Jahre später ging das neue Werk mit 152 Megawatt Leistung in Betrieb. Im Zuge dessen beschloss die Unternehmensleitung das Koepchenwerk vom Netz zu nehmen und legte es am 01. August 1994 endgültig still.

Stille Zeugnisse. Ein hervorragend erhaltenes Denkmal.

Das Koepchenwerk steht seit dem 11. Juni 1986 unter Denkmalschutz. Während RWE Power AG als Eigentümerin aufgrund fehlender betrieblicher Interessen über den Abbruch des Denkmals nachdachte, engagierte sich der Verein „Arbeitsgemeinschaft Koepchenwerk e.V.“ für den Erhalt. Unterstützt durch die Stadt Herdecke wurden Gespräche mit der Industriedenkmalstiftung aufgenommen, die das hochrangige Denkmal im Jahr 2016 in ihr Eigentum aufnahm. Der technische und bauliche Zustand der Anlage ist nahezu vollständig im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Zahlreiche Objekte konnten überdauern. Angefangen bei der historischen Maschinenhalle über die vier Druckrohrleitungen bis hin zum Schieberhaus mit dem markanten RWE-Schriftzug, das als Wahrzeichen der Region gilt. Auch das Kommandohaus der Maschinenhalle sowie die vier originalen Maschinensätze sind weiterhin vorhanden. Letztere bestehen jeweils aus Turbine, Motor-Generator, Kupplung und Pumpe und erlauben interessante Einblicke in die Ingenieurskunst des 20. Jahrhunderts.

Vielseitige Pläne. Die Nutzung des Koepchenwerks heute.

In enger Zusammenarbeit mit der Stadt Herdecke entwickelt die Industriedenkmalstiftung Nutzungskonzepte für das Koepchenwerk und beleuchtet Möglichkeiten, die Anlage in zukünftige Freizeit- und Tourismusangebote einzubinden. Tatkräftige Unterstützung erhält die Stiftung vom Regionalverband Ruhr (RVR) sowie von der AG-Koepchenwerk e.V. Die Energiegewinnung in der einstigen Vorzeigeanlage mag also stillstehen – ihre Geschichte ist jedoch weiterhin im Fluss.

PROJECT:vino - Weinanbau in Herdecke.

Zwischen den Druckrohrleitungen des historischen Industriedenkmals oberhalb des Hengsteysees und am Hang des Ardeygebirges laufen bereits eifrig Arbeiten, damit hier Herdeckes erster großer Weinberg entstehen kann. Die Idee stammt von dem Herdecker und Hobby-Winzer Elias Sturm, der das Projekt zusammen mit Familie und Freunden umsetzt.

Weitere Informationen im Film und unter www.projectvino.de

Gebäude

Maschinenhalle

1928/29

Schieberhaus

1929

Bauzeit

1927–30

Stilllegung

1994

Industriedenkmal

seit 1986

Stiftungsstandort

seit 2017

Grundstück

ca. 23.500 m²

Technische Anlagen / Maschinen

Druckrohrleitungen

1929

4 Maschinensätze (Aggregate)

1929

Restaurierungs-, Sanierungs- und Baumaßnahmen

2017-2019

Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen Dach und Fassaden

2017-2018

Rekonstruktion und Beleuchtung RWE Schriftzug

2022

Rekonstruktion der historischen Beleuchtung "Koepchenwerk"